Amnesty International zu Gast in der WLS

Schon in der Pause war der Tisch in der Halle von Weitem zu sehen: das gelbe Banner mit der Aufschrift „Amnesty International“, dazu das unübersehbare Logo, die Kerze mit dem Stacheldraht. „Was ist das?“ – mit dieser Frage wurden wir als Vertreter der Wiesbadener Amnesty Gruppe 1165 am 25. Januar bestürmt und soweit es in der Kürze der Pausenzeit möglich war, wurde es erklärt:
Wir treten für Politische Gefangene ein und heute besonders für den inhaftierten iranischen Mathematiklehrer Esmail Abdi, der wegen seiner gewerkschaftlichen Betätigung zu insgesamt 16 Jahren Haft verurteilt wurde.

So manches Andenken an unseren Besuch wechselte den Besitzer: Armbändchen, Buttons, Bleistifte und Flyer, die über Amnesty und das Briefeschreiben für Freiheit informieren.
Nach der Pause besuchten wir dann die 9. Klasse bei Herrn Dominik Zissel. Auf dem Whiteboard stand ganz groß das Wort FREIHEIT mit dem 1. Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Wir, das waren Heinrich Becker für die „Gewerkschaftliche Initiative (Rhein-Main) für freie gewerkschaftliche Betätigung und Organisation im Iran“, Sooma Karegar, eine iranische Kurdin, die seit drei Jahren in WI lebt und Renate Stahlheber, die Sprecherin der Amnesty Gruppe 1165. Mit außergewöhnlicher Stille verfolgte die Klasse den Bericht Soomas von ihrer Flucht aus dem Iran, die ein halbes Jahr dauerte und auf der sie ausschließlich zu Fuß unterwegs war, oft ohne Essen und ohne Wasser. Sie schilderte die weitgehenden Unterschiede von Schule im Iran und bei uns, die unerträglichen Einschränkungen im Leben der Mädchen und Frauen, die staatliche Verfolgung von Menschen wie sie, die sich für die Rechte von Kindern und Frauen stark gemacht hatten.
Am Ende stand die Feststellung, dass es sowohl Zufall als auch Glück ist, in einem Land geboren zu sein und aufzuwachsen, in dem FREIHEIT herrscht: frei zu sein, was man anzieht; frei seine Meinung sagen zu dürfen; frei zu bestimmen, was man vor allem als Frau einmal machen möchte …

Renate Stahlheber für Amnesty International